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Donnerstag, 19.11.2015

Syrische Süßigkeiten

Fritz Treiber (l.) lud Nabil Halawani, dessen Familie seit 1812 eine Süßwarten-Manufaktur in Damaskus betreibt, zu zwei Workshops ins Geschmackslabor der Uni Graz. Foto: Uni Graz/Kastrun.

Fritz Treiber (l.) lud Nabil Halawani, dessen Familie seit 1812 eine Süßwarten-Manufaktur in Damaskus betreibt, zu zwei Workshops ins Geschmackslabor der Uni Graz. Foto: Uni Graz/Kastrun.

Das Geschmackslabor lud den Sohn von Damaskus' berühmtesten Süßigkeiten-Fabrikant zum Kochkurs

Halwa, Orangenkuchen, Milchreis oder syrisches Tiramisu - wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen? Beim Workshop zur syrischen Koch- und Konditorkunst des Geschmackslabors der Uni Graz stand Traditionelles und Innovations gleichermaßen auf dem Menüplan. Typische Süßspeisen - wie etwa Baklawa, Kunafa oder Halawat Dschib - sowie die syrischen Nationalgerichte Tisqiye, Kibbeh, Warak Inab und Mhamrat hatte Gastkoch Nabil Halawani im Repertoire. Auf Einladung von Dr. Fritz Treiber und Assoz.-Prof. Dr. Helmut Jungwirth begab sich Halawani - seine Familie betreibt seit dem Jahr 1812 eine Süßwaren-Manufaktur in Damaskus - am 17. und am 18. November 2015 mit zahlreichen Workshop-TeilnehmerInnen auf eine schmackhafte Reise in seine Heimat.

Die Einnahmen kommen den Flüchtlingsfonds der Uni Graz zugute. 

Wegen seiner geographischen Lage profitierte Syrien jahrhundertelang von dem Handel, der entlang der Seidenstraße getrieben wurde. Zahlreiche Gewürze und Rezepte wechselten die BesitzerInnen und viele kulinarische Einflüsse prägten das Land seitdem: "Unsere Küche ist beeinflusst von der Türkei, Indien und China, hat aber durch selbstständige Interpretationen der Speisen eine ganz eigenständige Note entwickelt", erzählt Halawani, der für diverse Firmen im Nahen Osten als Konsulent bezüglich Süßwarenherstellung tätig war und in Köln Wirtschaftswissenschaften studiert hat. Nomen est omen - sein Familienname leitet sich nicht von ungefähr von der Süßspeise "Halwa" ab und bedeutet, frei übersetzt, "Konditor." Die Firma, die Halawanis Vater trotz des Krieges weiterhin betreibt, spezialisierte sich auf besondere Feinheiten, wie etwa Lokum aus Mastix.

Halawani lebt bereits seit einiger Zeit in der Türkei und möchte das Geschäft mit den Süßwaren heute nutzen, um zur interkulturellen Vermittlung beizutragen: "Die Sprache ist zwar der wichtigste Schlüssel zu einer Kultur, die Kulinarik ist aber enorm hilfreich. Gutes Essen sorgt nicht nur für zufriedene Gemüter, sondern kann auch den Geist aufnahmewilliger machen. Für gegenseitiges Verständnis und Respekt ist die persönliche Freiheit enorm wichtig." Halawanis Philosophie: "Geben ist Leben. Nur wer andere glücklich macht und sich in einem guten Umfeld befindet, kann seine persönlichen Gedanken ohne Furcht frei äußern. Ein Miteinander der freien Meinungsäußerung ist enorm wichtig für das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund."

Halawani hofft, eines Tages nach Syrien zurückzukehren und mit all jenen, die gezwungen waren, dem Land den Rücken zu kehren, die gemeinsame Heimat "mit neuen Gedanken" aufzubauen: "Alle, die flüchten mussten, hatten die unschätzbare Gelegenheit, auf ihrem Weg andere Kulturen kennenzulernen und auf dieser Basis die eigene zu reflektieren. Dieser Austausch wird hoffentlich in naher Zukunft schon ganz wichtig für den Neuaufbau Syriens sein." 


Erstellt von Gerhild Kastrun

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