Welche Rolle die Wissenschaft in der heutigen Gesellschaft einnimmt – dazu diskutierte Hildrun Walter am Podium gemeinsam mit David Stainforth (Grantham Research Institute on Climate Change and the Environment), Kirsten von Elverfeldt (Universität Klagenfurt; Scientists for Future), Mario Scharfbillig (Joint Research Centre of the European Commission). Die Podiumsdiskussion fand am 24.04.2023 im Rahmen eines Splinter Meetings der European Geophysical Union Assembly (EGU 2023) in Wien statt und wurde vom Projektteam TRR 181 Energy Transfers organisiert.
Das Hauptziel der Wissenschaft ist der Erwerb von Wissen. Wissenschaft und technologischer Fortschritt sind jedoch auch ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens, der Kultur, der Politik und der Gesellschaft als Ganzes. Insbesondere im Zuge von Corona und der aktuellen Klimadebatte ist wissenschaftliches Fachwissen in die Öffentlichkeit gerückt, da Wissenschaftler:innen ihr Wissen und ihre Meinung zunehmend in den Medien oder politischen Gremien präsentieren. Der wissenschaftliche Diskurs ist nicht mehr von öffentlichen Diskussionen und politischen Entscheidungen abgeschottet.
Am Podium wurde von verschiedenen Seiten beleuchtet, welche Rolle einzelne Wissenschaftler:innen in diesen Diskussionen einnehmen könnten und sollten. Das ein ausschließlich objektiver Transfer von wissenschaftlichen Ergebnisse zu kurz greift, darüber waren sich die Panelists einig. Wichtig ist auch die Interpretation dieser Ergebnisse, da es hier fachliche Kenntnis benötigt, um die Relevanz und die Konsequenz für das Forschungsfeld und zum Teil auch für die Gesellschaft zu verdeutlichen. Die Teile müssen allerdings wie die Kapitel eines Buches getrennt werden: Die Ergebnisse sollten objektiv und klar gebracht werden. Einleitung und Diskussion dürften dann auch emotionaler und wertgeleiteter werden.
Am Podium war man sich einig: Es müssen auch Unsicherheiten, die Teil des wissenschaftlichen Prozesses und ihrer Ergebnisse sind, kommuniziert werden, auch wenn sie manchmal schwer zu vermitteln sind. Diese Unsicherheiten, Fehlerwahrscheinlichkeiten und Risiken mögen vielleicht anfangs als Schwäche der Wissenschaft ausgelegt werden, über längere Sicht sollte sich aber die Transparenz lohnen: Wenn sich erstmal die Kultur dieser Kommunikation etabliert hat, werden die Addressaten diese zu schätzen wissen. Eigentlich sind doch gerade diese Reflektionen und Überarbeitungen die Triebfeder in der Wissenschaft. Hier liefert der gesellschaftliche Diskurs dann auch wichtige Einsichten zum aktuellen Forschungsstand.