„Die Digitalisierung macht den Fußball fairer und gerechter“, zitiert Thomas Gremsl, Doktorand am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz, am Dienstag Abend den FIFA-Präsidenten im „Hops Craft Beer Pub“ in Graz. Gerechtigkeit ist für den Wissenschaftler jedoch nie absolut und eine Frage der Perspektive. Der im Volksmund irrtümlicherweise oft Videobeweis genannte Video Assistant Referee beschreibt keine Faktenlage. Er unterstützt den Schiedsrichter mittels Technologie lediglich in vier Fällen beim Treffen von Entscheidungen: Torerzielung, Strafstoßsituationen, Spielerverwechslungen und Erteilen der direkten roten Karte. In diesen Fällen und aus dieser Sicht wird der Fußball zum gerechteren Spiel. Problematisch erscheint ihm im Gegenzug die Tatsache, dass der größte Teil aller Fußballspielenden, Amateursportler, ausgegrenzt und auch Proficlubs bzw. ganze Verbände von internationalen Wettkämpfen ausgenommen werden könnten, da diese sich die unter Umständen zukünftig zur Teilnahme notwendigen Technologien nicht leisten können oder wollen.
Für den Wissenschaftler selbst macht gerade die Ungerechtigkeit den Reiz des Spiels aus: „Die Faszination am Fußball ist, dass er ein ungerechter Sport ist. Das subjektiv oder objektiv bessere Team kann haushoch verlieren, obwohl es besser war..“
Die Technik kann im Sport viel Positives beitragen, ist aber laut dem Ethiker nicht der Weisheit letzter Schluss. Er empfiehlt den Blick aufs Ganze zu richten und Fußball einfach Fußball sein zu lassen.
„Wissensdurst – die Wissenschaftsviertelstunde im Pub“ ist ein Veranstaltungsformat der 7.fakultät, des Zentrums für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation an der Universität Graz.